Winterzeit ist Hufrehezeit

 „Wieso sollte es nötig sein, mein Pferd „winterfest“ zu machen?“, mag sich mancher Halter fragen. Schließlich bereiten sich Pferde naturgemäß auf die kalte Jahreszeit vor. Sie setzen Winterfell an. Sollte das rasse- oder typbedingt nicht reichen, gibt es strapazierfähige Decken, die dafür sorgen, dass es dem Vierbeiner draußen und im Stall gut geht. Trotzdem ist es notwendig, dass Pferdehalter von Pferden, die zu Hufrehe neigen, oder bereits Hufrehe hatten, gerade im Winter besondere Sorgfalt walten lassen: besonders in Bezug auf die Hufe ihrer Vierbeiner.

Weide_Frost_Hufrehe

Auch wenn trotz intensiver Forschung noch immer nicht alle Umstände geklärt sind, die zu einer Hufrehe führen, steht doch auf der stoffwechselphysiologischen Seite folgendes fest: Fruktan im Futter hat einen großen Anteil daran, wenn Pferde an Hufrehe erkranken.

Hufrehe: Wie kommen Pferde an Fruktan?

Fruktan ist chemisch betrachtet ein Zucker und entsteht beispielsweise als sogenannter Speicherstoff bei Sonnenbestrahlung (Photosynthese) in Gras. Im Winter gilt: An sonnigen + kalten + trockenen Tagen ist die Fruktansyntheserate besonders hoch.

 

Wer es ganz genau wissen will:

Die Sache ist kompliziert und auch wieder nicht. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, dass eine hohe Dosis Fruktan - also eine Menge Zucker in wenig Grasvolumen - für ein Pferd mit einer  stoffwechselbedingten Neigung für Hufrehe enorm riskant ist. Viel Fruktan auf einmal kann diese schwere Erkrankung des Bewegungsapparates auslösen.

  • Gräser bilden Fruktan, wenn die Sonne hell scheint.
  • Gräser wachsen nicht in die Länge, wenn es kalt ist.
  • Gestresste, ständig abgefressene Gräser bilden viel Fruktan, um für noch schlechtere Zeiten ihr Überleben zu sichern und Energie anzusparen.

Genau diese Bedingungen herrschen auf Weide oder Paddock im Winter bei kaltem, klarem, trockenem Wetter: kurzgefuttertes Gras / aufgrund der Kälte und Trockenheit kein Längenwachstum, das Fruktan auf  ein großes Grasvolumen verteilen kann / viel Sonne und damit eine hohe Photosyntheserate mit einer großen Fruktanproduktion >>> Daraus folgt eine hohes Risiko für Pferde, insbesondere vorbelastete Pferde, an einem trockenen + sonnigen + kalten Wintertag aufgrund des Fressens solch fruktanreicher Gräser an einer Hufrehe zu erkranken.

 

Belastungsrehe kann durch vorbeugende Maßnahmen verhindert werden

Pferde sind Bewegungstiere – leider auch dann, wenn harte und gefrorene Böden ihren Bewegungsapparat stark fordern. Im Winter können steinhart gefrorene Böden sogenannte Belastungsrehen auslösen. Die unnachgiebigen Böden führen zu hohen Druckbelastungen im Hufbereich. Hoher Druck dort kann die Blutversorgung abriegeln. Eine mangelhafte Blutversorgung wiederum ist extrem schädlich für den Huf mit seiner buchstäblich tragenden Rolle: Es kann zu einer Lederhautentzündung kommen. Das Hufbein kann infolge einer schlechten Versorgungslage dank zu geringer Durchblutung absinken. Gefrorene Böden sind also in der Lage, eine gefährliche Kettenreaktion auszulösen, die zu einer Belastungsrehe führt.

Was tun bei Hufrehe-Risiko?

Pferde monatelang im Winterhalbjahr sicherheitshalber ausschließlich im Stall zu halten, ist keine Lösung, denn es widerspricht ihrer Natur. Ein artgerecht gehaltenes Pferd bekommt Auslauf, frische Luft und Sonne.

Wer die Möglichkeit hat, kann rechtzeitig vor dem Frost die Böden mit Magnesiumchlorid bearbeiten. Dieses sorgt dafür, dass der Boden nicht so hart gefriert. Allerdings wird Magnesiumchlorid bei Regen ausgewaschen und hält daher nicht lange vor.

Bei Pferden mit Vorerkrankung oder grundsätzlich mit Hufproblemen können Hufschuhe das Rehe-Risiko einer Belastungsrehe senken, indem sie die Hufsohlen gezielt entlasten. Hufschuhe stellen also eine denkbar gute Lösung dar, prophylaktisch und therapeutisch.

 

© Care4vet.de - Monika Ahrens-Fischer