Herbstzeitlose auf der Weide und im Heu - giftig und häufig nicht erkannt

Herbstzeitlose auf der Weide und im Heu - giftig und häufig nicht erkannt

Eigentlich eine wunderschöne Pflanze, gäbe es da nicht diese starke Giftigkeit für Pferde ( und andere Tiere ).

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Die Herbstzeitlose stellt eine oft unterschätzte Gefahr für Weidetiere dar. Die Herbstzeitlose ist sehr giftig und kann unter Umständen auch zum Tode der Tiere führen. Zwar meiden die Pferde die Pflanze aufgrund ihres sehr bitteren Geschmacks auf der Weide, aber bei kontaminiertem Heu ist eine Trennung nicht mehr möglich, unter anderem auch deshalb, weil die Samen der Giftpflanze sehr klebrig sind. Das kontaminierte Heu muss daher entsorgt werden. Außerdem ist es dringend notwendig, dass die Herbstzeitlose bereits auf der Weide strikt bekämpft wird.
 

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Oftmals erkennen die Pferdebesitzer diese giftige Pflanze gar nicht in ihrem Heu. Sie erinnert an eine getrocknete Zwergtulpe. Nicht selten löst die Herbstzeitlose Hufrehe aus und der Pferdebesitzer sucht verzweifelt nach dem Auslöser der Hufrehe.

Mit diesem Artikel mpöchten wir ein wenig auf die Gefahr aufmerksam machen und die Herbstzeitlose auch mit einigen Bildern dokumentieren. So wird dieses Übel hoffentlich künftig besser erkannt.

Worum handelt es sich bei der Herbstzeitlose?

Die Herbstzeitlose gehört zu den Colchicaceae, den Zeitlosengewächsen. Es handelt sich um eine krautige und sehr giftige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 30 Zentimetern erreichen kann. Außerdem ist sie sehr ausdauernd, denn die unterirdischen Pflanzenteile, die Sprossknollen, ernähren die Pflanze weiterhin. Sie können ungünstige Jahreszeiten überdauern und sich nach dem Abbau schnell neu entwickeln. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei der Herbstzeitlose um eine zeitlose Pflanze. Sie übersteht also ungünstige Zeiten dank ihrer Knollen und ist daher sehr hartnäckig.

Die Herbstzeitlose blüht hauptsächlich in den Monaten September und Oktober. Aufgrund ihrer violetten Blüten werden die Pflanzen oft mit Krokussen verwechselt. Im Frühjahr und Sommer findet die Laub- und Fruchtbildung statt.

 

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Das Gift der Herbstzeitlose

Der Hauptwirkstoff der Herbstzeitlose ist das Alkaloid Colchicin. Colchicin ist ein sehr starkes Gift, welches die Zellteilung stört. Es kommt besonders in der Blüte vor. Allerdings enthalten die Samen, die Blätter und die Knollen ebenfalls so viel Colchicin, dass es zu erheblichen Vergiftungen kommen kann.

Wie wirkt Colchicin?

Colchicin hemmt die Zellteilung. Dabei werden die Körperzellen so geteilt, dass es zur ungleichmäßigen Verteilung der Chromosomen in den Tochterzellen kommt. Viele Tierarten und auch der Mensch können so von der Giftwirkung des Colchicins geschädigt werden. Tiere mit einer starken Milchabgabe reagieren allerdings oft nicht so empfindlich, weil hier das Gift über die Milch gut abgegeben werden kann. Aber Großtiere wie Pferde oder Schweine erleiden zuweilen schwere Vergiftungen, die auch tödlich enden können.

Symptome bei einer Colchicin-Vergiftung

Eine Colchicin-Vergiftung bei Pferden äußert sich durch vielfältige Symptome. Dabei spielt es natürlich auch eine Rolle, mit wie viel Gift das Tier in Kontakt gekommen ist.
Folgende Symptome werden häufig beobachtet:

- Koliken
- blutiger Durchfall
- Nahrungsverweigerung
- massives Schwitzen
- sehr starker Speichelfluss
- Kreislaufstörungen
- Lähmungserscheinungen

Der Tod kann durch die Lähmung des Atemzentrums eintreten. Die tödliche Menge beträgt bei Pferden zwischen 1,2 und 3 Kilogramm.

Da ähnliche Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, ist es nicht immer leicht, die genaue Ursache zu erkennen. Das wird außerdem noch durch die Vielzahl unterschiedlicher Symptome bei dieser Vergiftung erschwert. Jedes Tier kann auch individuell auf das Gift reagieren. Die Entdeckung der violett blühenden Herbstzeitlosen auf der Weide kann allerdings wertvolle Hinweise auf den Grund der Beschwerden bieten. Der Tierarzt wird natürlich auch das Heu auf Kontaminationen mit Giftpflanzen untersuchen lassen. Wenn der Verdacht auf verseuchtes Heu besteht, sollte es sowieso unbedingt an ein Institut zur Untersuchung geschickt werden.

Was kann gegen die Herbstzeitlose getan werden?

Die Bekämpfung der Herbstzeitlose auf der Weide ist sehr aufwendig. Daher wäre es besser, wenn die Pflanze dort erst gar wachsen würde.

Die Herbstzeitlose wächst besonders gut auf ungenutzten sowie extensiv genutzten Wiesen und Weiden mit hoher Feuchtigkeit. Dort wird die Verbreitung ihrer Samen durch den späten Grasschnitt nach Mitte Juni gefördert.

Dem gegenüber ist allerdings eine intensive Nutzung der Weidefläche gar nicht gut für die Giftpflanze, da sie sehr trittempfindlich ist. Nach der dritten intensiven Nutzung kann sie sogar vollständig verdrängt werden. Deshalb sollte also immer frühzeitig mit der Mahd oder der Beweidung begonnen werden.

Wenn die Pflanze auf der Weide bereits stark vertreten ist (ab zwei Pflanzen pro Quadratmeter), sollte sie besonders im Frühjahr gezielt bekämpft werden. Zu dieser Jahreszeit haben die Knollen keine Reserven mehr, sodass sie leicht durch Herausziehen oder Herausstechen entfernt werden können. Dabei werden auch die jungen Knollen beeinträchtigt und nach zwei bis drei Jahren ist die Herbstzeitlose dann völlig verschwunden. Aber auch im Herbst können die Knollen ausgestochen werden, bevor sich die Samen bilden. Auch das zeigt eine Wirkung. Zu beachten ist dabei aber, dass diese Arbeiten immer mit Handschuhen erledigt werden sollten, weil das Gift auch die Haut angreifen kann.

Herbstzeitlose im Heu

Gerade im Heu wird die Herbstzeitlose häufig nicht erkannt, insbesondere wenn es neben den Weidegräsern noch andere Kräuter oder Ukräuter gibt. Daher haben wir hier ein paar Bilder, die helfen sollen, die Herbstzeitlose im Heu zu erkennen.
 

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Fazit

Die Herbstzeitlose ist eine oft unterschätzte Giftpflanze, die zu schweren, bisweilen sogar tödlichen Vergiftungen der Pferde führen kann. Das gilt insbesondere durch den Verzehr von kontaminiertem Heu. Da die Samen der Herbstzeitlose sehr stark ankleben, kann die Pflanze nicht aus dem Heu aussortiert werden. Um verseuchtes Heu in der Fütterung zu vermeiden, müssen Heuballen mit Herbstzeitlose daher immer vollständig entsorgt werden.

Auf der Weide hingegen sollten bereits vorhandene Giftpflanzen intensiv durch die radikale Entfernung der Knollen bekämpft werden. Bei unklaren Symptomen der Weidetiere ist es außerdem sehr hilfreich, das Futter in einem Labor auf eventuelle Giftpflanzen untersuchen zu lassen.