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Blutegeltherapie bei Hufrehe

Blutegeltherapie

Ein sogenanntes ganzheitliches Verfahren zur Behandlung der Rehe ist die lokale Anwendung von Blutegeln. Die moderne Biochemie hat so viele Wirksubstanzen und deren Wirkmechanismen im Blutegelspeichel aufgeklärt, dass die Vermutung, die Heilwirkung der Blutegel sei mittelalterlicher Aberglaube selbst ins Reich des Aberglaubens fällt.

Eine besondere Technik ist die "Hirudinopunktur", bei der Blutegel auf spezielle Akupunkte gesetzt werden. Der Biss ist durch die Biss"technik" wenig schmerzhaft: 3-sternförmig angeordnete Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen raspeln sich vorsichtig durch die Haut, um zum Ziel der Wünsche - dem Blut - zu gelangen.

Der Blutegel auch „Hirudo medicinalis“ (das ist die lateinische Bezeichnung für den medizinischen Blutegel) genannt, besitzt fünf Augenpaare und an jedem Ende seines Körpers ist einen „Saugnapf“, mit dem er sich am Patienten festhalten kann. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen, durch die die SALIVA, der Blutegelspeichel abgegeben wird. Der Biß eines Egels sieht auf der Haut wie ein Mercedes-Stern aus.

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Abbildung   volgesogener Blutegel, Bildquelle HAHLWEG

Blutegel sondern über den Speichel etwa 20 verschiedene Substanzen in die Wunde ab. Die Wirkung der eingebrachten Substanzen (Saliva=Speichel)  ist vielfältig. In der Anfangsphase bereitet die HYALURONIDASE (aufgrund der Wirkung auch als "spreading factor" oder unter dem Warenzeichen "Orgelase" bekannt) im Interstitium mucolytisch den Weg für weitere Substanzen vor. Infolge der schleimlösenden Eigenschaften der Hyaluronidase werden auch antibiotische Eigenschaften vermutet (Schleimkapseln von Bakterien können angegriffen werden), die aber nicht erwiesen sind. Hyaluronidase wirkt zudem gewebelockernd. Die nun ins Gewebe folgenden Wirkstoffe sind die EGLINE a,b,c, die sowohl an der Gerinnungs-, Elastase- wie auch an einer Entzündungshemmung Anteil haben. Eglin hat zudem noch eine schmerzlindernde Wirkung. BDELLINE, APYRASE und KOLLAGENASE spielen spezifische Rollen in der Gerinnungshemmung, eine histaminähnliche Substanz wirkt gefäßerweiternd, Blut strömt zu der "gebissenen" Stelle. Der bekannteste Wirkstoff ist das HIRUDIN. Hirudin bewirkt eine schnelle Gerinnungshemmung des Blutes, indem es das für die Gerinnung nötige Thrombin inaktiviert.  Calin ist ebenfalls ein Blutgerinnungshemmer.  Durch die Sägebewegung wird der Speichel tief in die Haut eingetrieben. Calin bewirkt im Anschluss an das "schnelle" Hirudin die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde durch Nachbluten, wodurch es zu dem bekannten sanften Aderlass kommt. Aus diesen Stoffen ergibt sich eine der wichtigsten medizinischen Heilwirkungen des Blutegels. Die provozierte ausleitung über die Haut zieht zudem abgelagerte Schadstoffe und Gifte von innen nach aussen,und arbeite somit entsprechend den Grundsätzen des Heringschen Gesetzes: „Heilung kann nur von innen nach außen erfolgen.“

Eine Blutegeltherapie lindert Schmerzen, beseitigt Stauungen und kurbelt den Stoff-wechsel an, wodurch wiederum der Heilungsprozess beschleunigt wird. Der schon-ende Aderlass wird in der Tiermedizin vor allem bei Erkrankungen des Bewegungs-apparates eingesetzt. Bei alle Formen von Entzündungsprozessen verschaffen die Blutegel Schmerzlinderung und eine Entzündungshemmung. Die Behandlung schlecht heilender Wunden kann durch den Einsatz von Blutegeln sinnvoll unterstützt werden. Weitere Anwendungsgebiete, bei der die Blutegel wertvolle Hilfe leisten können, sind:

  • allgemeine Gelenkserkrankungen, wie z.B. Arthritis, Arthrose, Spat
  • Podotrochlose (Hufrollenerkrankung),
  • Gonarthrose (Kniegelenksarthrose), Schale
  • Patellaluxation
  • Sehnenentzündungen
  • Tendovaginitiden
  • akute Discopathien
  • Spondylosen
  • lokale Pyodermien
  • Abszesse
  • Thrombosen
  • Furunkel/Karbunkel
  • Ödeme
  • allgemeine Entgiftung des Körpers
  • nach Kastrationen
  • akute Rehe

Der große Vorteil bei einer Blutegelbehandlung gegenüber einer traditionellen Be-handlung ist, dass innere Organe wie Leber, Niere und Herz nicht belastet werden. Daher ist die Therapie auch bei älteren Tieren sehr gut anwendbar. Insbesondere bei Pferden wird die Blutegeltherapie wieder häufiger eingesetzt. Überall wo sich Körper-flüssigkeit, Blut oder Lymphe angesammelt hat, kann der Blutegel angewendet werden.

Blutegel_am_Huf     Huf_nach_Aderlass_durch_Blutegel

Abbildungen Blutegel am Huf  Bildquelle HAHLWEG  & Mini-Aderlass durch Blutegel, Bildquelle HAHLWEG
Hinweis: Nicht zu verwechseln mit einem richtigen Aderlass.

Nach Erreichen der Sättigung fällt der Blutegel von selbst von seinem Opfer ab. Bei der Erkrankung der Hufrehe werden die kleinen Helfer in der Regel am Kronrand platziert, häufig auch direkt auf den Tingpunkt des 3fach-Erwärmers. Durch den Aderlass senken sie den Druck im Huf, was dem Pferd sofortige Schmerzer-leichterung verschafft. Zudem haben sie die bereits zuvor erwähnte entzündungs-hemmende Wirkung, sie sich auf das entzündliche Geschehen im Huf auswirkt.

 

Wichtihger Hinweis, wenn das Pferd als "Lebensmittellieferndes Tier" eingetragen ist:
Pferde, die im Equidenpass als Schlachtpferd eingetragen wurden, dürfen leider nicht mehr mit Blutegeln behandelt werden. Blutegel sind Arzneimittel gemäß § 2 Absatz 1 des Arzneimittelgesetzes. Seit Inkrafttreten des 14. Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes ist die Blutegeltherapie daher nur noch bei "Nicht Schlachtpferden" erlaubt.
Es kann zu jeder Zeit eine Umschreibung durch den Tierarzt im Equidenpass vorgenommen werden, wenn Sie den großen Nutzen der Blutegeltherapie für Ihr Tier in Anspruch nehmen möchten.

www.epos-therapie.de
www.care4vet.de
Copyright by Monika Ahrens-Fischer

 

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