Die besonderen Bedürfnisse älterer Pferde

Was Pferdehalter wissen & beachten müssen

Pferde altern deutlich schneller, als Menschen. Die Umrechnungstabellen dazu variieren, sind aber auch nur begrenzt einsetzbar, da die Alterung stark von der Nutzung und Haltung abhängig ist. Pferdebesitzer sollten deswegen ihre Tiere stets genau beobachten, ihnen bei altersbedingten Kümmernissen oder Beschwerden Entlastung verschaffen und den Umständen gerecht werden, bevor körperliche oder seelische Belastungen sich in Form von Krankheiten manifestieren.

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Nicht mehr ganz oben in der Rangfolge?

Mit zunehmendem Alter können sich Rangfolgen innerhalb einer sozialen Gemeinschaft von Pferden ändern. Viele ehemals ganz oben in der Hackordnung stehenden Tiere leiden regelrecht darunter, wenn sie sich plötzlich tiefer eingestuft durchschlagen müssen, weil jüngere und fittere Tiere die oberen Plätze in der Hierarchie belegen. Wenn ein Pferd sich nicht mit dem niedrigeren Rang arrangieren kann, sich immer wieder erfolglos mit den neuen Bossen körperlich auseinandersetzt, müssen Halter überdenken, ob ein Stallwechsel nicht sinnvoll wäre, oder vielleicht eine regelrechte Seniorengruppe aufgemacht werden kann. In so einer reinen Seniorengruppe geht es meist langsamer, ruhiger und alles in allem ein wenig milder zu als in einem völlig altersgemischten Herdenverband.

Ganz wichtig ist es auf jeden Fall, dass die Sozialstruktur innerhalb einer Pferdegruppe einem alternden Tier nicht schadet: Es darf weder permanent durch andere Pferde unter Stress (psychischer und physischer Druck) gesetzt werden, noch den Zugang zu Futter oder Wasser verwehrt bekommen. Schon die simple Maßnahme, an mehreren Stellen einer Weide oder eines Paddocks zu füttern bzw. zu tränken, kann für ältere Pferde eine erhebliche Erleichterung bedeuten, daher ist eine Seniorengruppe für die meisten alternden Pferde die ideale Lösung.

Ruhe bitte…?

Älteren Pferden geht es bisweilen erstaunlich ähnlich wie älteren Menschen: Sie schätzen ein gewisses Maß an Ruhe. Junge Herdenmitglieder, die sprunghaft, lebhaft, neugierig durch den Tag eilen, sind manchen älteren Pferden ein Graus und nerven sichtlich. Aber es gibt durchaus auch bei Pferden den Typus, der solchen jugendlichen Übermut mag und sich – im Rahmen der eigenen körperlichen Möglichkeiten – davon anstecken lässt.

Halter müssen hier mit sehr viel Gespür vorgehen, um für ihr altes Pferd die richtige Umgebung und Gruppe zu wählen.

Auswirkung von Krankheit und Tierklinik auf die Rangfolge

Ganz besonders kritisch wird die Situation eines Tieres im Sozialverband, wenn es erkrankt. [Kranksein kann aufgrund seiner Begleiterscheinungen durchaus wie ein blitzschnelles und vorübergehendes Altern betrachtet werden.] Was uns Menschen dann grausam scheint, ist in der Natur normal – und u. U. sinnvoll: Ein krankes Tier wird aus den meisten Herden verstoßen (Das senkt das Ansteckungsrisiko.), an den Rand gedrängt, wo der Feinddruck durch Beutegreifer am höchsten ist, dorthin, wo Futter und Wasser nicht gut oder gar nicht zu erreichen sind.

Beobachten Halter, dass ihre Pferde relativ plötzlich in einem Herdenverband zur Randfigur degradiert werden, stellt das eine Art Gesundheitswarnung dar: Achtung! Da ist was im Anzug! Wenn eine manifeste Erkrankung vorliegt, verliert ein Pferd auf jeden Fall an Status in der Herde. Dann ist es Sache der Halter zu entscheiden, ob das Tier bis zur Erholung  in der Herde bleiben kann oder vorübergehend in eine andere, weniger fordernde Umgebung umziehen sollte.

Ganz besonders kritisch ist es, wenn ein Pferd aus der Tierklinik zurückkommt. Es möchte sicher zurück zu seinen vertrauten Kumpels, aber ob die ihm die Geborgenheit geben werden, die es vor der Einweisung in die Tierklinik dort erfahren durfte, ist ungewiss: Die meisten Pferde kommen angegriffen und geschwächt am Beginn einer Rekonvaleszenz aus dem Tierkrankenhaus zurück – und haben ihren Status in der Herde durch ihr temporäres Verschwinden einerseits und ihre angeschlagene Gesundheit andererseits möglicherweise eingebüßt. Halter müssen mit aller Vorsicht vorgehen, wenn ihre Pferde aus der Tierklinik zurückkehren und – besonders wenn es sich um ältere Tiere handelt – nur Schritt für Schritt eine Wiederannäherung herbeiführen: erst einmal mit einem schützenden Zaun zwischen der Herde und dem sich erholenden Patienten, dann unter Aufsicht, ob die Integration tatsächlich gelingt.

Auch das Fell verändert sich im Alter…

Alte Pferde frieren und schwitzen oftmals schneller. Der Stoffwechsel funktioniert nicht mehr so, wie bei einem jungen Pferd. Dadurch läuft der Fellwechsel verzögert ab und ihr Fell ist zu Beginn des Winters noch nicht so dicht wie es sein sollte; zu Beginn der Sommers verlieren sie ihr Haar im Gegenzug nicht flott genug. Bei älteren Pferden sollten Halter genau beobachten, ob eine  Regendecke oder Winterdecke notwendig sein könnte. Aber bitte nicht vorschnell dazu greifen, sondern genau schauen. Die Signale dazu sind sehr deutlich. Das Pferd zittert am ganzen Körper. Dabei spielt auch die Haltungsform und die Möglichkeit des freien Zugangs in einen Unterstand eine wichtige Rolle.

Ein Wind- und Regenschutz ist zwingend notwendig, sowie möglichst einen wirklich trocken eingestreuten Platz, damit sie sich bei Bedarf entspannt hinlegen können. Bei einem Unterstand müssen Halter wiederum genau beobachten, wenn ihr Pferd in einer Herde lebt: Dürfen alte Tiere sich unterstellen oder  werden sie von ranghöheren Herdenmitgliedern aus dem Unterstand gedrängt?

Bewegung hält fit – Platz zum Aufstehen tut not

Pferde können sehr alt werden, wenn Halter sie richtig und altersgerecht belasten. Stetig in Bewegung bleiben hält die Gelenke einigermaßen beweglich – denn, wer rastet, der rostet.  Aus diesem Grund ist ein Offenstall immer zu bevorzugen. Altersbedingte Arthrosen sind dennoch keine Seltenheit.  Deshalb können alte Pferde manchmal Schwierigkeiten mit dem Aufstehen bekommen. Der Untergrund sollte nicht rutschig sein, damit sie Halt beim Aufstehen haben.

Ist eine Box notwendig, sollte sie für ein altes Pferd entsprechend groß bemessen sein und möglichst einen kleinen Paddock davor haben.

Die veränderten Nährstoffbedürfnisse älterer Pferde

Mit zunehmendem Alter verändern sich auch die Bedürfnisse der Pferde hinsichtlich ihres Nährstoffbedarfes. Verschiedene Faktoren erschweren die ausreichende Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Altersbedingte Veränderungen im Stoffwechsel und der Nährstoffaufnahme sowie die erschwerte Aufbereitung des faserreichen pflanzlichen Futters durch Zahnprobleme können zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen. Hinzu kommt noch, dass der zweimalige jährliche Fellwechsel, starke Temperaturschwankungen, extreme Witterungsbedingungen und bereits bestehende Erkrankungen des Verdauungssystems bei alten Pferden zu Mangelzuständen in der Versorgung mit wichtigen Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen führen können.

Welche Nährstoffe kommen besonders leicht in den Mangel?

Besonders häufig wird ein Mangel an wichtigen Spurenelementen wie Zink, Selen, Kobalt, Kupfer oder Mangan beobachtet. Die meiste Sorge bereitet jedoch der Mangel an Zink und Selen.
Zink ist ein wichtiges Spurenelement, welches bei der Bildung von Keratin benötigt wird. Hufe, Nägel und Haare bestehen aus Keratin. Fehlt also Zink, treten Probleme beim Fellwechsel oder bei der Neubildung der Hufe auf. Der Fellwechsel ist erschwert oder findet gar nicht erst statt. Die Hufe werden brüchig und neigen zu Geschwüren oder Hornspalten. Gleichzeitig steigt auch die Infektanfälligkeit durch die Schwächung des Immunsystems beim Fellwechsel und bei extremer Witterung.

Selen unterstützt die Ausbildung der Muskulatur. Bei alten Pferden nimmt die Muskulatur ab. Gleichzeitig wird es für sie auch immer schwerer, Muskeln aufzubauen. Einen wesentlichen Anteil am Muskelabbau hat auch der Mangel an Selen. Aber Vorsicht! Die im Blut gemessenen Werte sind laut Labor oftmals mit Werten um 100
μg/l im Mangel. Neuen Erkenntnissen Zufolge beginnt ein Mangel erst um den Referenzwert von 40 μg/l, da im Gewebe oftmals noch ausreichend Selen vorhanden ist.

Des Weiteren leiden ältere Pferde häufig auch an Vitaminmangel. Der Bedarf an den Vitaminen A, E, C steigt. Diese Vitamine besitzen antioxidative Eigenschaften und stärken das Immunsystem. Auch die Vitamine des B-Komplexes und Vitamin D fehlen zunehmend.

Wichtig ist ebenfalls eine ausreichende Versorgung der älteren Pferde mit Kalzium und Phosphor für die Gesunderhaltung von Knochen und Gelenken.

Gleichzeitig kann es auch zu einem echten Mangel an Proteinen oder Energieträgern wie Kohlenhydraten und Fetten durch deren verringerte Aufnahme im Darm oder durch unzureichende Zerkleinerung des Futters beim Fressen kommen. Die Pferde magern ab. Es gibt jedoch auch alte Pferde mit Gewichtsproblemen, weil der Stoffwechsel zu langsam ist oder hormonelle Störungen auftreten, wie das Cushingsyndrom. Die Folgen sind Diabetes, Hufprobleme wie Hufrehe oder die Ausbildung von Gelenkerkrankungen.

Wodurch werden die Mangelzustände bei alten Pferden hervorgerufen?

- Ältere Pferde haben allgemein einen höheren Nährstoffbedarf aufgrund des geänderten Stoffwechsels. Das Futter muss dementsprechend angereichert werden.

- Vielfach leiden alte Pferde an Zahnproblemen, die es ihnen nicht mehr erlauben, die faserreiche pflanzliche Nahrung ausreichend zu zerkleinern. Im Darm kommen unzerkaute Futterbestandteile an, die auch unverdaut wieder ausgeschieden werden.

- Gleichzeitig verringert sich die Aufnahmefähigkeit des Darmes für Nährstoffe bei älteren Pferden.

- Im höheren Lebensalter leiden die Pferde häufig an Stoffwechselproblemen, die eine Verwertung der Nährstoffe noch schwieriger machen.

Welche Möglichkeiten gibt es, den Nährstoffbedarf älterer Pferde zu decken?

Der Ausgleich des Nährstoffmangels wird durch leicht verdauliche Futterzusätze erreicht. Diese sind mit den wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen angereichert. Keinesfalls sollte jedoch das Grundfutter zugunsten des Zusatzfutters reduziert werden. Das Grundfutter bildet die natürliche Nahrungsquelle des Pferdes, während das Zusatzfutter nur den Mangel an wichtigen Nährstoffen beheben soll. Als Grundfutter dienen Gras und Heu. Pferde mit Zahnproblemen können die unzerkleinerten pflanzlichen Fasern oftmals jedoch nicht mehr verwerten. Darum sollte Heu in Form von eingeweichten Heucobs, also zerkleinert, gefüttert werden.

Zusätzlich zum Grundfutter wird für abgemagerte Pferde leicht verdauliches Kraftfutter gegeben. Dieses Zusatzfutter kann durch Wasser und Wärme bereits aufgeschlossen sein, sodass seine Nährstoffe schnell verfügbar sind. Bewährt hat sich die Zugabe von Ölen ( bevorzugt als Samen ) als Energieträger. Besonders magen- und darmkranke Pferde können kohlenhydratreiches Kraftfutter nicht vertragen. Sie würden bei dieser Ernährung verstärkt unter Durchfall und Gasentwicklung leiden. Die Öle besitzen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Diese ungesättigten Fettsäuren sind einerseits gute Energieträger und verhindern andererseits auch das Auftreten von Entzündungsreaktionen, da sie sich in entzündungshemmende Gewebshormone umwandeln. Unter dem Einfluss dieser Hormone wird die Ausschüttung von Histamin verhindert. Histamin ist ein Wirkstoff, der das Signal zu Entzündungsreaktionen gibt. Dabei ist zu bedenken, dass sehr viele Alterungsprozesse und Alterserkrankungen wie Gelenkbeschwerden oder Hautekzemen mit Entzündungsprozessen zu tun haben. So wirken sich die Öle besonders in Phasen erhöhter Stoffwechselleistungen wie beim Fellwechsel sehr positiv aus. Aber auch bei allergischen Reaktionen, Asthma, Bronchitis, chronischem Husten oder bei Problemen mit dem Immunsystem ist eine Fütterung mit Ölen sehr empfehlenswert. Achtung, da das Pferd keine Gallenblase hat, kann es immer nur kleine Mengen Öl verstoffwechseln, ohne dass das Öl belastet. Samen sind zu bevorzugen.

Zur Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen eignen sich Ergänzungsfuttermittel aus verschiedenen Kräutermischungen. In den Kräutern sind verschiedene Wirkstoffe und Mineralien miteinander kombiniert, die sich sehr positiv auf die Funktionen des Herz-Kreislauf-Systems, den Darm oder die Atemwege auswirken.

Alternde Pferde mit Gewichtsproblemen sollten nur mit dem Grundfutter versorgt werden. Hier fehlt es nicht an Energie liefernden Nährstoffen. Das hohe Gewicht wirkt sich außerdem negativ auf die Gelenke aus und kann wie beim Menschen zu Diabetes und Folgeerkrankungen führen. Trotzdem leiden auch diese Pferde oftmals an einem Mangel an Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen. Dieser kann zusätzlich durch hochwertiges Mineralfutter ausgeglichen werden. Das Grundfutter sollte ballaststoffreich und voluminös sein.

Um die fehlenden Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe möglichst effektiv zu ergänzen, sollte die Fütterung auf mehrere Mahlzeiten verteilt werden. Der Organismus der älteren Pferde ist nicht mehr in der Lage, diese Nährstoffe aus einem großen, einmaligen Nahrungsmittelangebot vollständig zu nutzen. Hauptgründe dafür sind die verringerte Nährstoffaufnahme im Darm, unzerkleinerte Nahrungsbestandteile und der verlangsamte Stoffwechsel.

Fazit zur Fütterung

Ältere Pferde besitzen zur ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen besondere Bedürfnisse, die bei der Zubereitung des Futters berücksichtigt werden müssen. Dabei ist jedoch die Beachtung der individuellen Situation eines jedes Pferdes notwendig.

 

Kleine Senioren-Fotogalerie

Wir haben freundlicherweise einige Fotos von Senioren zur Verfügung gestellt bekommen, die wir gerne kurz bildlich vorstellen möchten.

Andy    Angelo
 

Dani_Lui    Fury
 

Kerejo    Loro_27
 

Romina    Saga
 

Sahrina    Tequila
 

Tristan    Vegas-Boy
 

Charly    Lajos

 

Manadis    Momi

 

Mona    Pueppi

 

Chrom    Schimanski