Natürliche Entwurmung - Vorteile und Risiken

Natürliche Entwurmung - Vorteile und Risiken

Natuerliche-Entwurmung

Wenn es um die Frage der Entwurmung geht, spalten sich Pferdehalter ziemlich deutlich in zwei Lager: Die einen wählen eine allopathische, also eine chemisch-synthetische Wurmkur; die anderen setzen auf natürlich bzw. sanft und mild wirkende Entwurmungsmittel. Letztere werfen gern dem „allopathischen“ Lager vor, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, also bei dem Ziel, Pferde von Parasiten zu befreien, mehr Schaden anzurichten als Nutzen zu erzielen. Die „chemischen Entwurmer“ dagegen halten oftmals den Fans der Naturapotheke vor, dass sie nicht rigoros genug gegen Würmer vorgehen und somit trügen sie eine Mitschuld daran, dass es überhaupt so grässlich viele Würmer gäbe…

Wurmbefall bei Pferden, Hunden und Katzen kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen und bis zum Tod der Tiere führen. Besonders Tiere mit einem schwachen Immunsystem sind davon betroffen. Allerdings spielt unter anderem bei Pferden auch das Weidemanagement eine große Rolle. Wenn beispielsweise Kot- und Fressplätze nicht strikt voneinander getrennt sind, besteht die große Gefahr von Infektionen mit Parasiten.

Konventionelle Entwurmungskuren mit den chemischen Wirkstoffen wie z.B. Ivermectin, Moxidectin, Pyrantel oder den Benzimidazolen haben in der Vergangenheit viele Tiere vor schwerem Wurmbefall befreit und dadurch oft auch ihr Leben gerettet. Allerdings kommt die konventionelle Entwurmung immer mehr in die Kritik. Die konventionellen Wurmkuren für Pferde werden beispielsweise alle drei Monate für sämtliche Tiere durchgeführt. Dabei haben sich in den letzten Jahren immer mehr Resistenzen gegen einzelne Wirkstoffe herausgebildet. Aufgrund dieser Tatsache werden Alternativen zur bisherigen Praxis der Entwurmungskuren gesucht. Die chemischen Entwurmungskuren haben jedoch keineswegs ihre Berechtigung verloren. Bei starkem Wurmbefall sind sie immer noch notwendig. Allerdings gewinnen die selektiven Wurmkuren und natürliche Entwurmungen mit Heilkräutern eine immer größer werdende Bedeutung.

Um die Frage zu klären, wie man als verantwortungsbewusster Pferdehalter bei der Entwurmung am besten vorgeht, ist es nützlich, zunächst einmal zu klären: Was sind das eigentlich für Viecher, diese Würmer, die unsere Pferde immer wieder unerwünscht besiedeln?

Wie lebt ein parasitischer Wurm?

Neben munter durch die freie Natur kriechenden wurmförmigen Tierchen, die niemanden belästigen, gibt es endoparasitisch lebende Würmer (endoparasitisch = innerhalb eines anderen Organismus` schmarotzend). Dabei handelt es sich um Lebewesen, die sich extrem geschickt und über lange Evolutionszeiträume an bestimmte Wirte, deren Lebensweise sowie ggf. deren Anatomie, Physiologie und teilweise sogar an deren Verhalten genau angepasst haben. Würmer durchlaufen in ihrem Leben mehrere unterschiedliche Entwicklungsstadien: Ei >>> Larve[n] >>> Wurm, der wiederum Eier legen kann. Larven und Würmer haben an ihre Umgebung jeweils genau definierte  Ansprüche; die meisten Parasiten sind auf eine ganz bestimmte Spezies als Wirtstier angewiesen.

Beispiel: Der Pferdespulwurm Parascaris equorum wandert durch den Körper eines Pferdes: Wurmeier werden mit dem Futter vom Boden aus dem Kot befallener Tiere aufgenommen >>> aus den Eiern schlüpfen im Pferdekörper Larven, gelangen via Blut in die Leber und in die Lunge der betroffenen Pferde >>> diese Larven werden schließlich hochgehustet >>> die Pferde schlucken den mit Larven kontaminierten Schleim aus der Lunge in den Magen-Darm-Trakt ab, wo aus den Larven die erwachsenen Spulwürmer heranwachsen >>> erwachsene Weibchen des Pferdespulwurm sind furchtbar fruchtbar und scheiden bis zu 200.000 Eier pro Tag aus, die über die Kothaufen auf der Weide verteilt und beim Fressen durch andere Herdenmitglieder aufgenommen werden. Wenn ein erwachsener Spulwurm mit dem Kot abgeht, kann man die Weibchen als bis zu 40 cm lange, spaghettiähnliche Individuen in den Pferdeäpfeln erkennen. Die Eier sind nur unter dem Mikroskop sichtbar.

Solche parasitär lebenden Würmer lassen sich im wortwörtlichen Sinne von ihren Wirten durchfüttern: Sie kosten die Wirtstiere Energie, indem sie ihnen Futter wegfressen oder sich vom körpereigenen Gewebe der Wirte ernähren. [Übrigens: Auch Blut ist ein Gewebe, ein flüssiger Funktionsverband von Zellen eben.]

Gute Parasiten existieren nach dem Motto: leben und leben lassen

Grundsätzlich gilt für einen „erfolgreichen Parasiten“: Er bringt seinen Wirt nicht um, denn damit verurteilt sich so ein Schmarotzer selbst zum Tode. Die lange Koevolution Wirt/Parasit hatte auf Seiten der Parasiten zum Ziel, gut auf Kosten des Wirts zu leben – und zwar so lange wie möglich, um sich effektiv zu vermehren. Diese Strategie geht nur dann auf, wenn nicht eine allzu starke Vermehrung von Würmern den Wirt zu sehr auslaugt oder massenhaftes Ansiedeln von Parasiten in bestimmten Geweben dafür sorgt, dass deren Funktion bzw. deren Durchlässigkeit gestört werden. Jahrmillionen haben Pferde und Würmer einigermaßen friedlich miteinander gelebt – sonst wären als Wirte die Pferde oder aber ihre vielen Parasiten ausgestorben. Sind sie aber nicht. Auch ohne Wurmkur aus der Tube.

Muss ein Pferd immer wurmfrei sein?

Die im vorangegangenen Abschnitt getroffenen Feststellungen werfen die Frage auf: Warum Würmer bekämpfen, wenn sie grundsätzlich gar nicht sooo gefährlich scheinen?

Wichtig ist in diesem Zusammenhang vor allem die Erkenntnis: Ein Pferd muss nicht jederzeit völlig wurmfrei sein. Equiden können sich mit Parasiten sogar gut arrangieren – zu bestimmten Zeiten und unter bestimmten Bedingungen. Ein gesundes Pferd verfügt schließlich über ein Immunsystem und damit über Verteidigungsmechanismen gegen Würmer. Diese körpereigene Abwehr sorgt dafür, dass sich im Magen-Darmtrakt Wurmeier bzw. -larven nicht einfach ungestört und beliebig festsetzen können. Solange ein Pferd fit und gesund ist, wird es nicht von Würmern in einer gesundheitsschädlichen Art und Weise überschwemmt bzw. geschädigt – vorausgesetzt das Pferd lebt unter hygienisch günstigen Bedingungen.

Verfügen die Equiden jedoch nicht über ausreichende körpereigene Abwehrmechanismen, um den Parasitenbestand auf ein für sie verträgliches Maß zu stutzen, benötigen sie menschlich-medizinische Hilfe. In diesem Sinne hilfsbedürftig sind besonders folgende Pferde:

  • Fohlen
  • Senioren im Stall
  • Individuen mit einem grundsätzlich schwachen Immunsystem
  • Individuen in der Rekonvaleszenz nach Verletzungen und/oder Krankheit
  • Individuen nach bestimmten Medikamentengaben, vor allem, wenn die in der Lage sind, den Magen-Darm-Trakt zu schwächen und/oder einen negativen Einfluss auf die gesunde Darmflora zu nehmen [Das trifft vor allem auf Antibiotika zu.]

Warum können Würmer heutzutage scheinbar leicht einen Pferdebestand befallen?

Die Lebensbedingungen für das Equus als Haustier haben sich gegenüber denen eines Wildpferdes gravierend dahingehend verändert, so dass ein Wurmbefall begünstigt wird:

  • Ein Pferd wandert nicht mehr im Verlauf seiner Futtersuche weg von den Kothaufen und damit auch den Wurmeiern, die es hinterlässt – es wird auf Weide, Paddock oder in Boxen bzw. Laufställen gehalten und bleibt damit immer in Reichweite des eigenen Kots sowie der Pferdeäpfel der lieben Nachbarn.
  • Pferde werden gefüttert und können auf ihren Weidegängen nicht mehr umherstreifen, bis sie in der „Kräuterapotheke der Natur“ finden, was gegen Parasiten hilft. Eine einseitige Fütterung (vor allem eine kohlehydratreiche Diät) bzw. eine Mangelernährung, was die im Futter enthaltenen Vitalstoffe betrifft, unterstützt den Prozess der Verwurmung.

Weil die Haltungsbedingungen des Hauspferdes die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhen, beim Fressen Wurmeier mit aufzunehmen, wurden von der pharmazeutischen Industrie Wurmkuren entwickelt.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen allerdings immer wieder: Pferde, in denen der Wurmbestand zahlenmäßig auf eine gesundheitsbeeinträchtigende Weise explodiert, befinden sich in einer Herde in der Minderzahl. Statistiken sagen: 80% einer Herde sind in der Regel nicht in einem schädlichen Maße verwurmt.

Es ist extrem wichtig, solche Pferde in Weide- und Stallgemeinschaften zu kennen, die viele Wurmeier ausscheiden und deshalb für ihre Artgenossen ständig ein Risiko darstellen, weil diese über verschmutztes Gras oder kontaminierten Boden bzw. mit Wurmeiern befallenes Wasser angesteckt werden können. Pferde, die als Ausscheider von Wurmeiern identifiziert  und bekannt sind, sollten mit allopathischen Mitteln entwurmt werden, bis sich ein normaler Wurmbestand einstellt.

Wie schützt man Pferde vor einem Wurmbefall, ohne zu entwurmenden Mitteln zu greifen?

Hygiene! Ganz wichtig für einen gesunden Pferdebestand sind ebenso einfache wie effektive Maßnahmen bei der Stallhygiene bzw. der Pflege von Weide und Paddock. Würmer, Wurmlarven oder Wurmeier gedeihen gut in einem feuchtwarmen Klima. Deshalb bei der Stallarbeit: täglich misten, den Boden nach dem Misten gut auftrocknen lassen; wer ganz sichergehen möchte oder weiß, dass in einer Box ein sog. Ausscheider stand, kann mit dem Dampfreiniger anrücken oder mit einem Hochdruckreiniger, der mit Heißwasser arbeitet: Ab 50°C überlebt kein Stadium parasitärer Würmer - also weder Wurm, noch Larve oder Ei -, wenn der Parasit einige Sekunden der Hitze ausgesetzt war. So eine heiße Dusche tut außerdem auch Bereichen gut, die von vielen Pferden regelmäßig genutzt werden wie Stallgassen oder Waschplätzen etc.

Auf Wegen, Weiden und Paddock sollte regelmäßig und gründlich abgeäppelt werden. Wer besonders beliebte Kotstellen in Bezug auf Würmer regelrecht dekontaminieren möchte, kann das mit einer offenen Gasflamme tun (Gerät zum Abflämmen von Unkraut). Allerdings bin ich eher skeptisch bei offener Flamme im Stallbereich. Auch das Schleppen von Weiden (vor allem vor eine vor einer Hitzeperiode) kann dafür sorgen, dass Parasiten absterben; das Kalken von Weideflächen dient schon seit langem der Kontrolle von Parasitenbeständen. Kalken hat cih auch im Stallbereich selbst bewährt.

Hochwertiges und vielseitiges Futter ( dazu zählt in erster Linie gutes Heu ) schützt Pferde außerdem vor einem heftigen Wurmbefall, denn eine ausgewogene Ernährung sorgt für ein kompetentes Immunsystem sowie eine gesunde Darmflora. Überhaupt gilt es, das Immunsystem zu stärken, damit es in der Lage ist, eine ausgewogene Balance zwischen Wirt und Parasiten zu halten. Das bedeutet konkret, ein Pferd…

  • … angemessen belasten und trainieren
  • … nicht verzärteln und in Watte packen
  • … nicht zu oft und nicht zu stark mit allopathischen Medikamenten behandeln
  • … Stress vermeiden, denn der drückt die Immunkompetenz

Überweidung vermeiden! Nicht zu viele Pferde auf zu engem Raum halten, hilft ebenfalls einem Parasitenbefall vorzubeugen.

Weiden und Paddocks gut drainieren macht es den Würmern ungemütlich, da sie ein feuchtwarmes Milieu lieben bzw. benötigen.

Mit welchen Würmern werden Pferde besonders befallen?

Früher spielte der Befall mit den großen Strongyliden eine wichtige Rolle. Mittlerweise sind diese Würmer durch die Entwurmungskuren weitgehend verdrängt worden. Heute besitzen die kleinen Strongyliden, die Spulwürmer oder die Magendasseln neben anderen Parasiten eine größere Bedeutung. Besonders immunschwache Tiere sind von massivem Wurmbefall bedroht, wenn gleichzeitig Infektionsquelle und Futterplatz nicht streng voneinander getrennt sind.

Was bedeutet natürliche Entwurmung?

Die natürliche Entwurmung soll durch die Wirkstoffe von sogenannten Wurmkräutern erreicht werden. Dieses Wirkstoffgemisch besitzt neben seiner entwurmenden auch eine immunstärkende Wirkung. Diese Kräutermischungen unterstützen die Entwurmung und dienen zur Vorbeugung vor einem erneuten ( über das natürliche Maß hinaus ) Wurmbefall durch Stärkung des Immunsystems.

Was bietet die Naturapotheke?

Eine ganze Menge an Kräutern besitzen nachgewiesenermaßen Effekte, die Parasiten nicht mögen. Bisweilen handelt es sich um rein mechanische Phänomene: Pflanzen mit bestimmten Oberflächeneigenschaften putzen den Darm regelrecht in Bezug auf Würmer, indem sie mit eben dieser Oberfläche die Schmarotzer an sich binden, die dann mit dem Kot ausgeschieden werden können. Andere Pflanzen liefern sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, also chemische Verbindungen, die Würmer bzw. Larven nicht mögen oder auch nicht vertragen; in vielen Fällen fungieren beispielsweise ätherische Öle im Magen-Darmtrakt als Parasitenschreck.

Einige Pflanzen mit antiparasitärer Wirkung sind z.B.: Beifuß, Brennnessel, Fenchel, Kurkuma (Gelbwurz), Hagebutte, Kamille, Kokosraspeln, Kümmel, Kürbiskerne, Labkraut, Meerrettich, Pfefferminze, Walnussblätter etc. Die Liste ist längst nicht komplett. Aber Achtung: Unter den Pflanzen, die gegen Parasitenbefall helfen, befinden sich auch solche, die im Hinblick auf Doping gelistet sind bzw. solche, die durch Einflüsse auf Fruchtbarkeit und ggf. Wehen unerwünschte Effekte in der Zucht auslösen können – also genau vorher mit Fachleuten besprechen, welches Ergänzungsfutter das Richtige im individuellen Fall ist. Die weitverbreitete Meinung, dass alles, was naturbelassen gefüttert wird, automatisch einigermaßen harmlos sei, ist falsch.

 

Vor- und Nachteile der natürlichen Entwurmung

Vorteile

- Es werden natürliche Heilkräuter eingesetzt, die ein wurmfeindliches Milieu im Darm erzeugen.
- Sie stärken das Immunsystem.
- Immer weniger Pferde leiden unter einer massiven Verwurmung.

Risiken

- Die eingesetzten Wurmkräuter wirken bei einem massiven Wurmbefall zu schwach, sodass die natürliche Entwurmung hier nicht vollständig sein kann.

Wie wirken die einzelnen Heilkräuter?

Im Folgenden soll die Wirkungsweise der wichtigsten Wurmkräuter beschrieben werden:

Beifuß

Beifuß enthält ätherische Öle wie Kampfer, Thujon oder Cineol sowie Gerbstoffe und Bitterstoffe. Die ätherischen Öle schaffen ein wurmfeindliches Milieu. Außerdem wirken sie entzündungshemmend und stärken das Immunsystem. Die Gerb- und Bitterstoffe entfalten eine antibakterielle Wirkung. Insgesamt unterstützt Beifuß die Entwurmung und beugt dieser durch ein stärkeres Immunsystem auch vor.

Kamille

Die Kamille enthält ebenfalls ätherische Öle, die eine antibakterielle Wirkung entfalten. Sie beruhigt außerdem die Darmschleimhaut und stärkt damit die Abwehr im Darm. Des Weiteren sind in der Kamille auch Flavonoide mit antioxidativer Wirkung enthalten. Die Wirkstoffe der Kamille unterstützen das Immunsystem.

Walnussblätter

Walnussblätter entfalten durch ihren hohen Gehalt an Gerbstoffen, Gerbsäuren und Tanninen eine zusammenziehende Wirkung. Dadurch wird das gesamte Verdauungssystem gefördert. Ihr Gehalt an ätherischen Ölen erzeugt eine wurmunfreundliche Umgebung im Darm.

Kokosraspeln

Die Kokosnuss besitzt zwar keine direkte entwurmende Wirkung. Allerdings stärkt sie durch ihren hohen Gehalt an Laurinsäure das Immunsystem. Sie unterstützt den Aufbau der Darmschleimhaut und macht es dadurch potenziellen Würmern schwerer, sich im Darm der Tiere einzunisten. Außerdem wurde eine antivirale Wirkung der Kokosnuss festgestellt.

Hagebuttenkerne

Das Besondere an der Hagebutte ist ihr hoher Gehalt an Vitamin C. Sie stärkt das Immunsystem nach überstandenem Wurmbefall und erschwert dadurch eine Neuinfektion mit Parasiten.

Meerrettich

Meerrettich ist bekannt durch seine Scharfstoffe. Dabei handelt es sich um Senföle, die ein sehr wurmfeindliches Milieu im Darm schaffen. Des Weiteren enthält Meerrettich auch ätherische Öle, die eine ähnliche Wirkung entfalten. Außerdem wirkt Meerrettich antibakteriell und entzündungshemmend.

Ein Gemisch aus diesen Kräutern kann im Rahmen einer Entwurmungskur unterstützend eingesetzt werden. Dabei wird ein wurmfeindliches Milieu im Darm geschaffen, welches vor einem erneuten Befall mit Parasiten schützt.

Weitere Wurmkräuter sind unter anderem Labkraut, Wermut, Pfefferminze, Fenchel, Kurkuma (Gelbwurz), Kümmel, Kürbiskerne, Thymian, Brennnessel, Knoblauch oder Papayablätter.

Werden konventionelle Wurmkuren überflüssig?

Die chemischen Entwurmungskuren verlieren keinesfalls an Bedeutung. Bei sehr starkem Wurmbefall und insbesondere beim Befall mit der sogenannten Magendassel muss die konventionelle Wurmkur weiterhin durchgeführt werden. Die Magendassel ist die Larve der Dasselfliege. Diese klebt ihre Eier besonders an das Fell der Vorderbeine der Pferde. Die gelben Eier sind gut erkennbar. Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die von den Pferden abgeleckt werden. Dadurch gelangen sie als Magendassel in den Magen der Tiere und werden nach neun Monaten wieder durch den Kot ausgeschieden. Bei der Infektion mit der Magendassel ist eine chemische Entwurmungskur zwingend notwendig, um die Larven abzutöten. Vorteil beim Befall durch Magendassel-Larven: Sie sind sehr gut erkennbar. Wen ein Pferd befallen ist, kann man die Eier in aller Regel sehr gut am Pferdebein und Pferdekörper erkennen.

Auch bei sonstigem starken Wurmbefall dürfte eine chemische Entwurmungskur notwendig werden. Um allerdings Resistenzen vorzubeugen, wird heute vielfach eine selektive Entwurmung durchgeführt.

Was spricht gegen eine turnusmäßige Entwurmung?

Eine regelmäßige Entwurmung kann bei einem gesunden Pferd kontraproduktiv wirken.

  1. Zum einen werden Würmer gegen zu häufig eingesetzte Entwurmungsmittel resistent: Die Wurmkuren wirken nicht bzw. nur in kleinem Umfang und ausgerechnet die stärksten Parasiten überleben und freuen sich über zahlreiche „frei gewordene Plätze“ im System, an denen sie sich satt fressen können, weil es die gierigen Nachbarn durch das verwendete Medikament hinweggerafft hat (Survival oft he fittest). Nach solch einer mäßig erfolgreichen Wurmkur, ist eines gewiss: Im Anschluss daran regnet es mit den Pferdeäpfeln Unmengen von Wurmeiern sehr widerstandsfähiger Erzeuger herab, die zu einer schnellen Vermehrung der Parasiten führen können. Anschließend ergeben sich dieselben Probleme wie bei der Antibiotikarestistenz: Wie diese extrem robusten Fieslinge loswerden…? Die Zahl der allopathischen Entwurmungsmittel ist schließlich begrenzt.
  2. Zum anderen benötigt ein Pferd den Kontakt zum Parasiten, damit es einen natürlichen Schutz dagegen aufbauen kann, was meist bis zum Ende des 2. Lebensjahres erfolgt. Wenn alle Würmer regelmäßig mit der chemischen Keule „ausgeräumt“ werden, unterbleibt die Entwicklung der Resistenz und das Pferd ist in den Intervallen zwischen den Wurmkuren einem eventuellen Befall schutzlos ausgeliefert.

Die unter 1 + 2 gemachten Feststellungen zeigen, dass es geradezu gefährlich sein kann, wenn man regelmäßig alle Pferde eines Bestandes mit chemisch-synthetischen Mitteln entwurmt. Dieses Vorgehen führt – wie bei dem unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika – in eine Sackgasse, denn wenn überall in Pferdeställen nach der Maxime des regelmäßigen Entwurmens vorgegangen wird, führt das mit Sicherheit zur Entwicklung von extrem widerstandsfähigen „Super-Parasiten“, gegen die schließlich kein Mittel mehr hilft – oder falls doch, mit so gravierenden Nebenwirkungen, dass der Wirt, also das behandelte Pferd, erheblich bei der Wurmbehandlung in Mitleidenschaft gezogen wird.

Konkrete Behandlungstipps

Die Entscheidung, wann und wie ein Pferd menschlich-medizinische Unterstützung beim Kampf gegen Parasiten benötigt, ist in jedem Fall von vielen Faktoren abhängig. Mit generellen Empfehlungen ist da niemandem gedient. Deshalb sollen hier auch keine gegeben werden.

Wir sind allerdings der Überzeugung: Weniger ist mehr. Unnötige Breitbandbehandlungen in kurzen Intervallen vermeiden und dafür besser individuell den Zeitpunkt und die Art einer Wurmbehandlung auf Basis einer zuvor durchgeführten Kotanalyse für jedes Pferd durchführen. Mit guten Haltungsbedingungen (Hygiene) und einer hochwertigen Fütterung können Besitzer ihren Pferden in Bezug auf das Wurmproblem jedenfalls schon sehr helfen.

Ideal: Selektiv entwurmen ... Aber: Was ist eine selektive Entwurmung?

Die selektive Entwurmung erschwert die Ausbildung von Resistenzen. Durch die natürliche Entwurmung wird das Immunsystem der Pferde gestärkt. Es kann außerdem eine natürliche Immunität gegen den Wurmbefall aufgebaut werden, weil ein geringfügiger Wurmbefall, welcher nicht gleich durch die chemische Keule vollständig vernichtet wird, das Immunsystem trainiert.
Anstatt alle Pferde eines Bestandes über einen Kamm zu scheren und regelmäßig zu entwurmen, was immer auch mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden ist, sollten Pferdehalter einen anderen Weg wählen: individuell und selektiv vorgehen.

Das bedeutet konkret: regelmäßig Kotproben von jedem einzelnen Pferd in Obhut ziehen, analysieren lassen und mit einem Experten das Ergebnis beraten. Tiere sind Individuen. Ein Tierarzt oder Tierheilpraktiker, der mit dem jeweiligen Pferd vertraut ist, kann beurteilen, wie viele Eier im Kot und welche Parasitenarten für genau dieses Tier eine gesundheitliche Bedrohung darstellen. Im Dialog mit den Haltern sollten die Fachleute angesichts des Analyseergebnisses entscheiden, ob überhaupt ein kritischer Grad an Wurmeiern nachweisbar ist und falls ja, ob (noch) die Kräuterapotheke hilft oder (schon) ein allopathisches Entwurmungsmittel als Therapeutikum gewählt werden sollte.

Pferdeaeppelhaufen

Aber Achtung: Bei nur einmaliger Kotüberprüfung kann es zu einer falsch negativen Aussage kommen. Daher sollten im Fall der überwiegend natürlichen Entwurmung die Kotproben regelmäßig durchgeführt werden.
Die natürliche Entwurmung ist nicht kostengünstiger, als die chemische Entwurmung. Die Kotproben kosten pro Pferd ca 16 €. Es gibt spezielle Unternehmen, die diese Untersuchungen durchführen, aber auch Tierheilpraktiker und Tierärzte führen diese Untersuchungen teilweise durch.

Ganz wichtig bei der Entscheidung für die Therapie: Es kann gezielt ein solches Mittel eingesetzt werden, das gegen genau jene Schmarotzer wirkt, deren Spuren man im Kot gefunden hat - kein Schrotschuss, sondern wie ein Scharfschütze arbeiten. Bei solch gezielten Abwehraktionen kommen in der Regel geringere Dosen an Wirkstoffen zum Einsatz, was wiederum weniger Belastung fürs Pferd bedeutet.

Fazit

Wurmkuren haben bereits viele Pferde vor tödlichem Wurmbefall gerettet. Die regelmäßig durchgeführte chemische Entwurmungskur ist aber mittlerweile in die Kritik geraten, weil sie immer mehr Resistenzen hervorgebracht hat. Daher werden heute selektive Entwurmungskuren und natürliche Entwurmungen vorgenommen. Natürliche Entwurmungen ersetzen die chemische Entwurmung bei massivem Befall nicht. Allerdings wirken sie neben einem guten Weidemanagement unterstützend und vorbeugend.

Haben Sie Zweifel, was für Ihr Pferd  die richtige Entscheidung ist, dann wäre unser Rat:

Suchen Sie sich einen naturheilkundlich arbeitenden Tierarzt. Dieser wird Ihnen dazu raten, so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig an Chemie einzusetzen!
Eine gute Adresse dazu ist 
z.B. die Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V. (GGTM): www.ggtm.de