Die Tage werden kürzer und die Weidesaison geht dem Ende zu. Damit tauchen auch einige wichtige Fragen auf.
Ich finde: Ja unbedingt, genauso wie man die Pferde im Frühjahr langsam an das Weidegras gewöhnt, sollte man sie im Herbst wieder langsam an die Heufütterung gewöhnen und die Weidezeiten Schritt für Schritt weniger werden lassen. Dieses Video erklärt das auch noch mal sehr schön (Ich würde allerdings statt Müsli Hafer empfehlen und die max. Fresspause mit ca. 4 Stunden ansetzen – warum könnt ihr weiter unten noch nachlesen!
Rauhfutter, vor allem das qualitativ hochwertige Heu, ist die Basis für gesunde Pferde zu jeder Jahreszeit. Dass es schimmel- und staubfrei sein sollte ist dabei Voraussetzung.
Grundsätzlich gilt: mind. 1,5-2kg Heu/100kg Pferd pro Tag, um die physiologischen Abläufe im Verdauungstrakt aufrecht zu erhalten und die Grundversorgung zu gewährleisten. Mein Pferd steht im Offenstall und braucht hier schon eine größere Menge für die Thermoregulation. Nachdem sie auch schön älter ist und mit den Zähnen Probleme hat, gibt es zusätzlich noch eine Portion Heucobs pro Tag. Meiner Erfahrung nach ist dieser Zusatz bei älteren Pferden, die im Winter mit der reinen Heufütterung leicht abnehmen, sinnvoll. Bei Pferden mit gesunden Zähnen, die genügend Heu bekommen, sollte es nicht notwendig sein.
Für Pferde, die zu leichtfuttrig sind, haben sich Slowfeeder Lösungen bewährt (und ausreichend Bewegung!). Man kann sich hier auch professionelle Hilfe von Fütterungsexperten holen oder selbst Proben einschicken (z.B. an die LUFA) um für das Pferd geeignetes Heu von weniger geeignetem zu unterscheiden. Zu lange Fresspausen (über 4 Stunden) sollten auf alle Fälle vermieden werden.
Es lohnt sich hier wirklich, seine Energie und Finanzen in das Beschaffen von hochwertigem Heu zu stecken, da es sich erheblich auf Gesundheitszustand und das psychische Wohlbefinden unserer Pferde auswirkt. Letzten Endes spare ich mir Tierarztkosten, Medikamente, ganz zu schweigen von Ärger und Frust, wenn ich hier sinnvoll investiere und mehr Zeit mit meinem gesunden, leistungsbereiten Pferd verbringen kann. Im Übrigen ist Futterstroh als Ergänzung zur Heufütterung sinnvoll, es sollte allerdings keine komplette Mahlzeit ersetzen, da Stroh hauptsächlich Holzfaser (Lignin) enthält, das Pferd aber zur Energiegewinnung Cellulose aus dem Heu benötigt.
Wegen ihres ß-Carotin Gehalts sind Karotten eine gern gesehene Saftfuttergabe für Pferde im Winter. Dabei muss allerdings dringend darauf hingewiesen werden, dass es hierbei auf Qualität und Menge dieses Gemüses ankommt, ob es Schaden oder Nutzen für das Pferd bringt. Schimmelige und gefrorene Karotten sollten natürlich nicht mehr verfüttert werden.
Ich persönlich füttere nur kleine Mengen (2-3 Stück pro Tag) bzw. esse meine im Garten angebauten Karotten lieber selber . Bei Pferden mit bereits gestörter Darmflora (Kotwasser, Durchfall bis hin zuKPU) hat es sich bewährt auf die Karottengabe gänzlich zu verzichten. Ein Zuviel an Karotten könnte des weiteren Wurmbefall begünstigen (ist allerdings bisher nicht bewiesen – genauso wie die Theorie man könnte mit Karotten entwurmen!). Warum mir das Thema Karotten so wichtig ist (Als Gegenargument kommt immer, dass Karotten weniger Zucker als Heu haben): Leider ist es Alltag in vielen Ställen, dass die Pferde täglich mit bis zu 5kg Karotten gefüttert werden. Diese werden auf einmal in den Futtertrog gekippt und das Pferd hat sie in kürzester Zeit gerfressen. Für die gleiche Menge Heu braucht ein Pferd viel länger – das wird irgendwie immer vergessen. In kleinen Mengen sind Karotten eine leckere Belohnung, es gibt mir einfach um eine Sensibilisierung.
Menschen und Nagetiere wie z.B. Zwergkaninchen und Meerschweinchen benötigen die Supplementierung von Vitamin C über die Nahrung, das Pferd jedoch ist in der Lage dieses Vitamin selbst zu synthetisieren. Die gut gemeinte Gabe von Zitrusfrüchten ist somit eigentlich unnötig. Lediglich in Ausnahmefällen, z.B. bei akuten Entzündungen, macht die kontrollierte Gabe von Vitamin C – haltigen Ergänzungsfuttermitteln (z.B. in Form von Hagebuttenkernen) Sinn. Hier am besten immer mit eurem Tierarzt absprechen, ob & wann und ob es Sinn macht!
Laut Helmut Meyer (Autor des Buches Pferdefütterung) ist nicht wirklich nachgewiesen, dass Pferde einen Vitamin D-Mangel entwickeln können. Man geht auch beim Pferd davon aus, das Vitamin D3 durch Sonneneinstrahlung über die Haut gebildet werden kann. Auch Boxenpferde sollten selbstverständlich auch im Winter die Möglichkeit haben, sich tagsüber auf einem Winterpaddock frei zu bewegen! Vitamin D Mangel könnte eigentlich nur dann entstehen, wenn die Pferde nicht ans Tageslicht kommen und nur schlechte Heuqualität gefüttert bekommen.
Reich an essentiellen Fettsäuren sind z.B. Leinsamen, die das Pferd im Fellwechsel und in der kalten Jahreszeit unterstützen können. Für das Pferd sind diese verwertbar und in geringer Dosierung auch ungequetscht zu füttern (1 Esslöffel pro Tag). In dieser Form kann das Öl emulgiert und tatsächlich verwertet werden und belastet den Stoffwechsel nicht. Was den Energiegehalt von Öl betrifft, ist dieser in der Ernährung des Pferdes nicht ausschlaggebend, da sein Stoffwechsel auf die Energiegewinnung aus (langkettigen) Kohlenhydraten ausgelegt ist. Somit ist es sinnvoller bei erhöhtem Energiebedarf z.B. durch extreme Kälte, die Heuration um 1-2 kg Heu zu steigern. Vergessen darf man auch nicht die Öle, die natürlicherweise im Getreide und auch im Heu selbst bereits enthalten sind.
Nachdem ich im Winter keine Halle habe und auch am Reitplatz kein Licht zur Verfügung steht, komme ich einfach weniger zum Reiten. Deswegen lasse ich den Joghurtbecher Hafer nun langsam weg und reduziere das Kraftfutter auf eine Handvoll. Jeder sollte am Besten individuell entscheiden, wie er im Winter die Kraftfutterration anpasst.
Meine Kollegin Jennifer hat ein austrainiertes Vielseitigkeits-Pferd mit schier endloser Kondition, dieser bekommt morgens und abends je 500g Hafer/Gerste frisch gequetscht, und nur bei Extrembelastung eine Extraportion. Extrem bedeutet in diesem Fall 45 Minuten Galopp am Stück (am besten Mal selber einmal die Zeit stoppen und messen, wie lange man in welcher Gangart reitet), bei 2h Gesamtarbeit. Eine Belastung, der ein normales Freizeitpferd niemals ausgesetzt ist.
Warum kein Müsli?
Die Fütterung von Müslimischungen sollte unbedingt vermieden werden, egal wie schmackhaft diese von der Futtermittelindustrie angepriesen werden. Diese Mischungen enthalten zu rund 80% Inhaltsstoffe (die Mengen variieren je nach Anbieter), die vom Pferd überhaupt gar nicht verstoffwechselt werden können, und daher den Organismus unnötig belasten. Dabei handelt es sich um Brot- und Mostereiabfälle, Weizen, Dinkel, Roggen, Mais (Stärke), Zucker & Melasse in allen Variationen, Soja, etc. Diese Inhaltsstoffe haben in einem Pferdefutter allesamt nichts zu suchen, belasten nachhaltig Leber und Niere, und sorgen für eine Vielzahl von Folgeerkrankungen, die vom Ekzem, über Kolik, bis hin zum chronischen Sehnenschaden reichen könnten.
Beschäftigung bieten im Winter Äste oder Zweige (z.B. von Obstbäumen, Weide oder Birke), die neben dem Beschäftigungsfaktor auch Ballaststoffe in Form von Holzfaser durch die Blätter fürs Pferd bringen. Hagebutten oder Sonnenblumenkerne auf den Auslauf geworfen, beschäftigten die Pferde eine ganze Weile. Achtung: auf manchen Ausläufen besteht die Gefahr, dass Sand mit aufgenommen wird, was Koliken auslösen kann.
Beliebt ist auch das Verfüttern von Christbäumen nach den Weihnachtsfeiertagen. Das kann gerne mit einigen Zweigen gemacht werden (in Maßen, nicht in Massen!), aber bitte denkt an die Spritzmittel bei herkömmlichen Bäumen. Wer sein Bäumchen aus der heimischen Gärtnerei besorgt, einfach vorher nachfragen, es gibt auch hier unbedenkliche Varianten (bitte natürlich auch auf darauf achten, ob der Baum generell ungiftig für Pferde ist – vorher gut informieren, um welche Sorte es sich handelt!).
Wir wünschen Euch eine schöne Winterzeit und viel Freude mit euren gesunden und geliebten Pferden!
Diesen Beitrag ist eine gemeinschaftliche Arbeit von Julia Tenschert, Jennifer Prugg und Klaudia Schönberger
Artikel freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Klaudia Schönberger
Quelle: www.two-toned.at